Zugangsbarrieren in Waldkindergärten

Eine Umfrage zur Beteiligungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund, Behinderung oder aus sozial benachteiligten Familien

Waldkindergärten in Deutschland gibt es erst seit ca. 20 Jahren. 1993 wurde der erste deutsche Waldkindergarten in Flensburg eröffnet. Inzwischen gibt es über 800 Einrichtungen dieser Art in Deutschland (vgl. MIKLITZ 2011, 15) und es kommen immer mehr Einrichtungen hinzu. Das besondere an diesen Kindergärten ist, dass sich die Kinder mit ihren ErzieherInnen den ganzen Tag über im Freien aufhalten. Ihnen dient lediglich eine Hütte oder ein Bauwagen als Schutzunterkunft oder als Schlafens- bzw. Mittagessensplatz.

Parallel zu dem zunehmenden Interesse der Bevölkerung an diesem Kindergartenangebot lässt sich jedoch beobachten, dass nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen an Waldkindergärten partizipieren. So konnte ich in meiner Arbeit in zwei verschiedenen Waldkindergärten, sowie im Austausch mit anderen KollegInnen feststellen, dass vor allem Kinder mit Behinderungen, Kinder aus sozial benachteiligten Familien oder Kinder mit Migrationshintergrund selten in dieser Kindergartenform anzutreffen sind.

Ziel dieser Untersuchung war es, zu überprüfen ob es sich tatsächlich um ein allgemeines Phänomen in Waldkindergärten handelt, oder ob dies nur einrichtungsspezifische bzw. regional beschränkte Beobachtungen sind. Weiterhin sollte ggf. nach möglichen Barrieren für diese Bevölkerungsgruppen gesucht werden, um diese gezielt abbauen zu können.

Gerade in der gegenwärtigen Inklusionsdebatte könnte die Waldkindergartenpädagogik ein Vorreiter sein. Bei der Forderung nach Inklusion geht es darum, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhalten soll, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter (vgl. Aktion Mensch 2014). Die Partizipationsmöglichkeiten von allen Familien sollen gesteigert werden (vgl. BOOTH/AINSCOW/KINGSTON 2006, 10). Durch ihr spezielles Setting könnte die Waldkindergartenpädagogik einen Kindergarten anbieten, der die Bedürfnisse aller Kinder abdecken und den Kindern positive Vielfaltserfahrungen ermöglichen kann.

Im Folgenden Kapitel wird zunächst auf dieses Potential eingegangen bevor dann in dem empirischen Teil das Forschungsvorhaben erläutert und die Ergebnisse präsentiert werden. Um der besseren Lesbarkeit willen wird auf eine Trennung in einen die Umfrageergebnisse beschreibenden und einen interpretierenden Teil verzichtet und stattdessen eine thematische Bearbeitung vorgezogen, die beide Teile beinhaltet. Abschließend folgen praktische Konsequenzen aus den Umfrageergebnissen…

Matthias May

Die komplette Studie von Matthias May können Sie hier herunterladen: